Aktuelles
Zehn Jahre digitale Ausleihe
Bibliotheken im Rems-Murr-Kreis feiern ihre Onleihe
Digitales Lesen ist eine Erfolgsgeschichte. Vor zehn Jahren begannen die öffentlichen Bibliotheken im Rems-Murr-Kreis mit dem Verleih von E-Books, E-Audios sowie digitalen Ausgaben von Zeitungen und Zeitschriften. Unter der Bezeichnung eBibliothek Rems-Murr startete das Angebot 2012 mit 3.000 Titeln. Heute trägt es den eingeführten Namen Onleihe Rems-Murr und umfasst über 30.000 Titel. Sie verzeichneten 2021 fast 300.000 Entleihungen. Die Nachfrage nach Medien in elektronischer Form ist während der Corona-Pandemie stark angestiegen.
Heute besteht der Onleihe-Verbund aus 18 Gemeinde-, Stadt- und Berufsschulbibliotheken des Rems-Murr-Kreises. Wer einen gültigen Bibliotheksausweis der teilnehmenden Bibliotheken besitzt, zahlt nichts extra. Die Leserinnen und Leser schätzen an der Onleihe die Unabhängigkeit: Digitale Medien lassen sich rund um die Uhr und an allen Orten ausleihen. „Auf Reisen sind E-Book-Reader und die Onleihe-App unschlagbar praktisch“, berichtet Christine Dreiling aus der Bibliothek Remshalden. Marianne Seidel, die die Stadtbücherei in Schorndorf verantwortet, hat sogar einen Eindruck davon, was hinter Waiblingens Schlafzimmertüren vorgeht: „Viele Leserinnen und Leser schätzen es, dass man mit dem E-Book-Reader abends im Bett lesen kann, ohne durch helles Licht den oder die Partnerin beim Schlafen zu stören“. E-Books stellen den größten Teil des Angebots dar. Neben deutschen Titeln gibt es auch eine Auswahl englischsprachiger Romane. An zweiter Stelle stehen Hörbücher, das sind Lesungen und Hörspiele für alle Altersgruppen. Die Sachbücher decken ein breites Spektrum an Themen ab. Wie vor Ort in den Bibliotheken liegt hier ein Schwerpunkt auf attraktiven Ratgebern und Informationen. Inzwischen gibt es 45 digitale Zeitschriften, darunter Klassiker wie „Brigitte“, „CHIP“, „Spiegel“, „essen und trinken“ und „Psychologie heute“ sowie Titel für besondere Interessen wie „PC Games“, „Brand eins“, „PROMOBIL“ und „Geo Epoche“. Als E-Paper sind die Stuttgarter Zeitung und die Wochenzeitung „Die ZEIT“ abonniert. Inhaltlich gehört etwa die Hälfte der Medien in die Kategorie Belletristik und Unterhaltung. Ein Viertel sind für Kinder und Jugendliche und der Rest besteht aus Sachbüchern und Ratgebern. Unter www.onleihe.de/rems-murr ist das komplette Angebot einsehbar.
Jährlich investiert der Verbund der teilnehmenden Kommunen 70.000 Euro in Lizenzen und Betriebskosten der digitalen Ausleihe. Die Kosten werden in Abhängigkeit zur Einwohnerzahl aufgeteilt. Ausleihrenner sind dieselben Titel, die auch auf Papier stark nachgefragt werden: Im vergangenen Jahr stand der Krimi „Muttertag“ von Nele Neuhaus auf Platz eins, gefolgt von der Verbraucherzeitschrift „test“. Allerdings können die Bibliotheken ihr physisches Angebot nicht eins zu eins in der digitalen Welt nachbilden. Die elektronische „Ausleihe“ in Öffentlichen Bibliotheken ist, anders als die Ausleihe gedruckter Werke, gesetzlich noch ungeregelt. Der deutsche Bibliotheksverband informiert darüber, dass öffentliche Bibliotheken unter den derzeitigen Bedingungen nur die E-Books zur Ausleihe anbieten, bei denen der Verlag und die Autorinnen und Autoren ihr Einverständnis gegeben haben. Insbesondere neue E-Books werden den Bibliotheken erst nach einer Wartezeit von bis zu einem Jahr angeboten. Manche Bestseller sind in der Onleihe überhaupt nicht zu finden.
Die Nutzung über die Firma divibib hat sich seit der Einführung erheblich vereinfacht. Inzwischen gibt es eine App für Smartphone und Tablet. Weil die Technik trotzdem erlernt werden will, bieten die Bibliotheken vor Ort Einführungen und Beratung an. Die Leihfrist kann individuell ausgewählt werden, gelesene E-Books können vor der Frist zurückgegeben werden. Dies ist eine interessante Option für Vielleser, da die Anzahl der maximalen Entleihungen limitiert ist. Grundsätzlich ist nach Ende der Leihfrist nichts zu befürchten, denn anders als bei echten Bibliotheksbüchern erlischt einfach das Nutzungsrecht. Der entliehene Titel kann dann nicht mehr geöffnet werden. Es fallen aber keine Säumnisgebühren an. Dies sorgt vor allem bei vielbeschäftigten Leserinnen und Lesern für Entspannung und trägt sicher auch zum Erfolg des Angebots bei.