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"Leichte Sprache" in der Stadtbücherei
22.04.2015
„Lesen und Schreiben - Mein Schlüssel zur Welt“ – diesen Titel trägt die Alphabetisierungs-Kampagne des Bundesministeriums für Bildung und Forschung nicht umsonst. Das geschriebene Wort ist omnipräsent. Es begegnet einem nicht nur in Büchern oder Zeitungen, sondern auch auf Schildern, in der Werbung, auf dem Beipackzettel der Kopfschmerztabletten oder der Tracklist der neuen CD. Die meisten Menschen in der westlichen Welt füllen in ihrem Leben dutzende Anträge aus, schreiben unzählige Mails, Berichte und Textnachrichten auf dem Handy. Ohne Lesen und Schreiben geht es nicht – sollte man meinen. Doch nicht für jeden ist dieser Umgang mit der Schriftsprache so selbstverständlich. Es gibt viele Menschen, denen das Lesen von Texten Schwierigkeiten bereitet.
Um diese Problematik zu entschärfen, gibt es die sogenannte „Leichte Sprache“. Diese versucht, das Textverständnis zu erleichtern, indem sie nur einfache Wörter und Satzstrukturen benutzt, auf Fremdwörter ganz verzichtet oder diese zumindest erklärt. In den Texten sind lediglich die wichtigsten Informationen enthalten. Gedruckt wird alles mindestens in Schriftgröße 14 und mit einem großen Zeilenabstand.
So ergibt sich ein seltsam anmutendes Sprachbild, von dem jedoch mehr Menschen profitieren, als man im ersten Moment vermuten könnte. Ca. 7,5 Millionen Menschen in Deutschland gelten als funktionale Analphabeten. Sie können zwar bis zu einem gewissen Grad lesen und schreiben – allerdings nicht in dem Maße, das in der heutigen Gesellschaft in Deutschland erwartet wird. Doch nicht nur für sie erleichtert leichte Sprache den Alltag. Auch ungeübte Leser, Menschen ausländischer Herkunft, die noch nicht so gut Deutsch sprechen, oder Menschen mit Lernschwierigkeiten erhalten so die Möglichkeit, aktiv am gesellschaftlichen Leben teilzuhaben. Für den Weg in eine inklusive Gesellschaft ist leichte Sprache unerlässlich.
Noch sind es in Deutschland meistens Behindertenverbände, die wichtige Texte wie Gesetze oder Verträge in leichte Sprache übertragen. Verlage, die Bücher in leichter Sprache verlegen, gibt es hingegen nur sehr wenige. Im Handel vor Ort ausgestellt werden diese meist nicht. Und auch in Bibliotheken ist die leichte Sprache noch sehr wenig vertreten.
Anders in Waiblingen. Die Stadtbücherei hat einen ersten Schritt getan und eine Auswahl an Medien in leichter Sprache zusammengestellt. Gekennzeichnet sind diese durch den Aufkleber „Leichte Sprache“. Sie sind im Untergeschoss der Stadtbücherei direkt neben der Information zu finden. Die Bücherei bietet mit ihrem Bestand für alle etwas und hält neben einer Auswahl an Romanen für Erwachsene und Jugendliche auch Sachbücher zu verschiedenen Gebieten bereit. Die Themen reichen von der Säuglingspflege über Kochbücher bis hin zur Inklusionsforschung.
Doch nicht nur Medien werden in leichter Sprache angeboten. Die grundlegenden Informationen zur Stadtbücherei werden in einem Flyer ebenfalls in leichter Sprache erklärt.
Oder anders gesagt:
Leichte Sprache können viele Menschen besser verstehen.
Zum Beispiel Menschen mit Lern-Schwierigkeiten.
Aber auch Menschen, die nicht so gut lesen und schreiben können.
Oder Menschen, die nicht so gut Deutsch können.
In der Stadt-Bücherei gibt es auch Bücher in Leichter Sprache.
Es gibt Bücher für Erwachsene.
Und für Jugendliche.
Es gibt auch Sachbücher.
Die Bücher finden Sie im unteren Stock-Werk der Stadt-Bücherei.